New Orleans war schon wirklich groß, jedenfalls viel größer als Monroe, in welcher Stadt ich ja aufgewachsen bin. Um New Orleans rankten sich ja viele Mythen, von Hexen und Vampiren soll die Rede sein, doch das hielt ich alles für schlichten Aberglauben. Die Straße in der ich mich jetzt befand, die Canal Street, im French Quarter, führte mich an einen Starbucks vorbei und Gott, ich brauchte jetzt wirklich unbedingt einen guten Kaffee. Umziehen war anstrengend und ich kannte hier noch überhaupt keinen, aber was solls, es war ja nicht so, dass ich nicht schnell Freunde fand. Zumindestens hatte ich nie Probleme damit gehabt, mir Kontakte aufzubauen. Bis jetzt allerdings war die Ausbeute, oder wie auch immer man es nennen mag, eher gering bzw. überhaupt nichts. Aber ich war optimistisch in dem Thema. Ich betrat dann endlich Starbucks und bestellte mir auch sofort einen normalen Kaffee, bezahlte und ging dann auch gleich wieder raus, schließlich wollte ich jetzt noch ein bisschen was von der Stadt sehen. Und bevor es dunkel wurde, wollte ich auch wieder in meinem, erst noch halb eingerichteten, Apartment sein. Ich trank etwas von meinem Kaffee und ging weiter durch die Straßen.

<- Catrionas Haus

Ich hatte mal wieder einen Spatziergang hier her gemacht, auch wenn ich mich teilweise mit einem Taxi hier her fahren hab lassen, denn ein Auto besaß ich bis jetzt noch nicht hier in New Orleans und zu Fuß wäre es dann doch etwas zu weit. Am Schluss endete ich wieder mal in der Canal Street, in der ich schon letztes mal war. Doch da ich eigentlich schon ziemlich fast alles hier kannte, soweit man es als solches bezeichnen konnte, war es auch nicht mehr wirklich interessant. Ich seufzte kurz und überlegte mir ob ich mir vielleicht noch einen Kaffee bei Starbucks holen sollte. Ich entschied mich aber dagegen, denn wach war ich und mir war auch nicht kalt, weshalb ich keinen Kaffe brauchen würde. Ich sah dann einen Shop der Zeitungen verkaufte, kaufte mir auch gleich die aktuelle Tageszeitung und ging dann mit dieser zur nächsten Bank, welche praktischerweise nur ungefähr zehn Meter weg war. Ich setzte mich, überkreuzte meine Beine und begann dann die Zeitung zu lesen. Und wer weiß, vielleicht passierte ja noch was interessantes ;)

Ich war in den Straßen von New Orleans unterwegs, ich hatte Durst und doch konnte ich mich kontrollieren. In den Straßen war es heute relativ ruhig. Nur wenige Menschen kamen mir entgegen, doch keiner sprach mich so wirklich an. Ich spürte einen Schatten hinter mir, jemanden der mich verfolgte. Langsam aber immer drauf vorbereitet anzugreifen, drehte ich mich um, Meine Körperhaltung entspannte sich schnell wieder als ich sah das es einer meiner Jungs war. "Mach das nicht noch mal" schüttelte ich genervt den Kopf, als dieser meinte er dachte das er mich beschützen musste. Das konnte ich ganz gut allein und dies machte ich ihm verständlich. Er war noch relativ neu bei mir und somit nahm ich ihm das nicht ganz so übel und doch schickte ich ihn fort. Mein engerer Kreis passte auf mich auf und nicht er.

Nach einer Weile kam ich an einem Zeitungsstand vorbei, ich las kurz die Titel auf der ersten Seite durch, doch schien nichts interessantes drin zu stehen. Jedoch erregte etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Eine Frau die ganz in der Nähe auf einer Bank saß. Sie lass die Zeitung die ich mir eben angesehen hatte. Ein leichter Luftzug kam in meine Richtung und ich konnte ihr Blut ganz genau riechen. Ich zog es ein wie eine Droge und stand binnen weniger Sekunden hinter ihr. Ich leckte mir über meine Unterlippe, doch im letzen Moment entschied ich mich dazu, mich zu ihr zu setzen anstatt sie gleich zu beißen.
Ich setzte mich also neben sie und schaute zu ihr rüber, von nahen war sie noch viel Hübscher als von weitem. "Hallo" ließ ich charmant fallen.

Ich las in der Zeitung gerade die ganzen Kleinanzeigen durch. Oder wie auch immer diese Art von Anzeigen hieß. Jemand feierte seinen 50. Hochzeitstag, jemand anderes wurde 90 Jahre alt und so weiter. Allerdings stand in der ganzen Zeitung kein Name, den ich auch nur annäherungsweise kennen würde. Kein Name sagte mir was, was ich schade fand, denn so ganz alleine wollte ich in New Orleans auch nicht enden. Wenn ich mich recht erinnerte, waren doch mal jemand aus Monroe hier her gezogen. Oder auch zwei. Jedenfalls gab es hier oder zumindestens sollte es hier in NO jemanden geben, denn ich kannte. Es war schließlich doch etwas seltsam, wenn man fast seine gesamte Lebzeit über immer jemanden um sich hatte und dann zog man um und man hatte überhaupt keinen mehr. Keine Freunde, keine Bekannten, nichts. Mit einem leisen Seufzen blätterte ich die Zeitungsseite um, die ich sowieso schon viel zu lange angesehen hatte und las mir die vorletzte Seite durch, mit den Anzeigen für Autos. Ich sollte mir wohl wirklich ein neues, eigenes Auto zulegen, denn ständig mit dem Taxi oder mit dem Bus zu fahren war nicht wirklich besonders. Auch, weil ich bisher eigentlich nie auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen musste. Ich bemerkte nichts von der lauernden Gefahr, sondern saß weiter auf der Bank und las meine Zeitung während mir der Wind sanft durchs Haar fuhr und mir teilweise ein paar Strähnen ins Gesicht wehte. Ich strich mir mit einer Hand meine schokoladenbraunen Haare hinters Ohr und erschrank dann leicht, als sich jemand neben mich setzte. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sich jemand hier her setzten wollte bzw. zur Bank gekommen war. Nach ziemlich kurzer Zeit erholte ich mich dann von meinem Schrecken und lächelte den Fremden an. Gut, man sollte sich nichts mit Fremden anfangen, schon gar nicht mit fremden Männern, aber er schien mir irgendwie symphatisch. "Hallo...ich habe Sie gar nicht bemerkt" versuchte ich meine überraschte Reaktion zu erklären, die man wahrscheinlich bemerkt hatte.

Nachdem ich meine Worte an die hübsche Frau gerichtet hatte, erschrak sie leicht. Das hatte ich keines Falls gewollt, doch ungeschehen konnte ich es auch nicht machen. Sie erholte sich relativ schnell von dem Schock und sprach nun zu mir. Ihre Stimme klang lieblich und passte zu ihrem äußeren. Sicher würde sie eine unfassbare Vampirin abgeben, doch soweit wollte ich erst gar nicht denken. Meine Jungs könnten sich nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren, wenn sie eine Vampirin werden würde und das wollten wir doch auf keinen Fall.
Ich lächelte leicht entschuldigend. "Das tut mir leid, ich wollte Sie auf keinen Fall erschrecken. ich bin in der Tat sehr leise unterwegs. Vielleicht hätte ich mit einem Räuspern auf mich aufmerksam machen sollen" nickte ich ihr leicht zu.
Ich sah zu ihrer Zeitung, die sie fast durch hatte. "Ist denn etwas interessantes in der Stadt passiert?" erkundigte ich mich und deutete mit einer keinen Handbewegung auf die Zeitung und bemerkte die Seite mit den Autos. "Oh sie sind also eine Frau die sich für Autos interessiert ? Ich kenne mich mit den Fahrzeugen ganz gut aus, wenn sie mögen helfe ich ihnen gern" ich senkte meine Stimme soweit ab, das es nicht aufdringlich sondern höfflich klang. Schließlich wollte ich sie nicht gleich verschrecken. Nicht das sie mir in irgendeiner Weise entkommen konnte, aber ich wollte sie ja nicht noch mehr aufwühlen in dem ich ihr meine Fangzähne zeigte.

Ich legte meinen Kopf leicht schief bevor ich leicht denselbigen schüttelte. "Es ist ja nichts passiert" zum Glück hatte ich keinen vollen Kaffeebecher in der Hand gehabt, denn dann hätte es eine Sauerrei gegeben, selbst wenn mein Oberteil einen braun-goldenen Ton hatte. Und ob das Räuspern was gebracht hätte, bezweifelte ich, denn dann wäre ich wohl genauso erschreckt. Vielleicht sollte ich wohl demnächst einfach etwas aufmerksamer sein, denn Unaufmerksamkeit konnte in einer Stadt wie New Orleans schnell gefährlich werden und das letzte was ich wollte war von irgendetwas überrollt zu werden und nachher -wenn ich Glück hatte- im Rollstuhl zu sitzen.
Die Zeitung in meiner Hand hatte ich schon beinahe vergessen, erst als der Fremde mich darauf aufmerksam machte wandte ich meinen Blick wieder auf diese. "Nunja, für jemanden der hier schon längere Zeit wohnt vermutlich nichts" Ich kannte New Orleans ja noch nicht so gut, um zu wissen welche Schlagzeichen als interessant galten und welche nicht. Er bemerkte dann auch gleich die Seite mit den Autos und fragte nach ob ich mich den für eines interessierte. Mein Gegenüber war sehr neugierig, dass musste ich schon sagen. "Mit der Frau haben sie Recht, denn so eine bin ich" meinte ich eher spaßeshalber bevor ich dann ganz kurz überlegte. "Ich ziehe es in Erwägung eines zu kaufen, ich bin es nicht gewohnt Busse und Taxis zu benutzen." Ich klappte die Zeitung zu und rollte sie zusammen, denn eigentlich war ich ja sowieso schon damit fertig bevor ich mit dem Ende der Zeitung auf den Fremden deutete. "Wäre es denn ratsam Hilfe von einem Fremden anzunehmen?" abwartend sah ich ihn an, denn auch wenn er höflich klang wusste man ja nie, mit wem man es zu tun hatte.

"Es wäre auch eine Schande gewesen wenn etwas passiert wäre. Das hätte ich sicher nicht gewollt" schmunzelte ich leicht vor mich hin. Aufmerksamer sollte sie auf jeden Fall sein, denn in dieser Stadt gab es unmengen an Vampiren und Hexen und diese waren sicher nicht darauf besinnt, schöne Ladys am Leben zulassen. Noch dazu waren die Mikaelsons in der Stadt und sie hatten nicht vor so schnell wieder zu gehen, da war ich mir sicher. Bei Klaus konnte man nie wissen was er im Schilde führte.
"Du wohnst also noch nicht so lange hier?" es schien nicht so als wusste sie etwas über diese Stadt und das war auch gut so. Sie sollte die schlimmen Seiten von New Orleans nicht kennen lernen. Bei ihrem Spaß lachte ich kurz auf. "Wenn das so ist, sollten Sie sich schnell wieder ein Auto zu legen. Die Busse hier sind nicht so zuverlässig wie sie manchmal scheinen" meinte ich zu ihr.
"Ich bin Marcel, und mit wem habe ich die Ehre?" fragte ich höfflich nach. Ja ich konnte auch freundlich sein, kaum zu glauben ich weiß. "Wenn sie mit mir einen Cafe trinken gehen, bin ich gar nicht mehr so Fremd" konterte ich bewusst.

Da stimmte ich dem Fremden zu, es wäre wirklich schade, wenn etwas passiert wäre. Das klang zwar jetzt ein bisschen eitel, soweit dass der richtige Ausdruck war, aber in mancher Hinsicht war ich das ja auch. Von den ganzen übernatürlichen Wesen hier in New Orleans wusste ich überhaupt nichts, weshalb ich diese Gefahr erstmal gar nicht mit einberechnete.
Ich hörte seine nächste Frage, die sich eher nach einer Feststellung an hörte und ja, er hatte damit Recht, dass ich noch icht so lange hier wohnte, weshalb ich meinen Kopf schüttelte. "Nein, ich wohne erst seit ein paar Tagen hier" Weswegen ich mich hier auch noch nicht sonderlich gut auskannte bzw. noch auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen musste, denn mein schöner Audi war zuhause. Natürlich hätte ich ihn auch hier her bringen lassen können, aber ich hatte ja das Geld, mir etwas neues zu leisten. Was aber keiner wissen brauchte. Was mir auffiel war auch, dass er auf Du gewechselt ist, was ich aber nicht weiter schlimm fand. Ich hob eine Augenbraue als er sagte, dass die Busse nicht wirklich zuverlässig sind, denn vorallem auf den Bezug mit Frauen hörte sich das eigenartig an. "Oh? Bis jetzt hatte ich immer Glück mit den Bussen..." Auch wenn ich das Busfahren nicht wirklich mochte. Es war mir nicht nur zu zeitaufwenig, sondern auch zu dreckig...nicht dass die Busse hier verdreckt wären, aber es war nicht so sauber wie ich es gerne hätte. "Ich werde mich bei Gelegenheit um ein neues Auto kümmern" fügte ich dann noch hinzu.
Der Fremde stellte sich dann vor und ich nickte dann leicht. "Mit Catriona. Freut mich, Marcel" meinen Nachnamen erwähnte ich nicht, denn man wusste ja trotzdem nicht ob man Marcel vertrauen konnte. Ich hörte dann seinen Vorschlag und wieder überlegte ich erst bevor ich ja oder nein sagte. Aber letzten Endes entschied ich mich dafür, denn was konnte denn passieren? Ich hatte drei Jahre lang Kickbox - Unterricht, was man mir nicht ansah und womit ich mich im Notfall gut verteidigen konnte. Zumindestens gegen normale Menschen, aber ich wusste ja nicht, dass Marcel kein Mensch war. "Sie laden mich zu einem Cafe ein?" fragte ich dann nochmal nach, denn für mich hörte sich dass wie eine Einladung an. "Wie dem auch sei, von meiner Seite aus können wir das gerne machen, Marcel" willigte ich schließlich ein. Ich kannte schließlich noch keinen hier, sodass das vielleicht eine gute Möglichkeit war Kontakte zu knüpfen.