Mit großen, schnellen Schritten lief ich in Richtung des Zimmers, in dem ich wohl für die nächsten Wochen leben würde. Ich hätte nie erwartet, dass ich mich so gut mit Vampire Barbie verstehen würde. Ich musste zugeben ich begann sie zu mögen. Ich wusste schon, warum ich sie damals ausgewählt hatte und verwandelt hatte. Sie war perfekt gewesen. Eigentlich war es gar nicht so schlecht gewesen, dass sie dann letztendlich doch nicht gestorben war. Ein kleines Lächeln überspielte meine Lippen. Heute war eigentlich ein guter Tag gewesen. Bis auf die Tatsache, dass ich einen Zahn verloren hatte und mir die Haare färben musste. Uagh. Ich hoffte, der Professor würde eine Lösung finden. Sein Blick, als ich ihm erzählte, dass ich nicht Elena war, war preislos gewesen. Einfachen schön. Außerdem musste ich mir eingestehen, dass ich nie erwartet hatte, dass Caroline mit mir diese Aktion durchmachen würde, mit dem Ausbluten. Ich begann diese Blondine wirklich zu mögen. Seltsam. Aber der Gedanke in Elenas Bett schlafen zu müssen brachte mich zum Würgen und machte mich definitiv auf der einen Seite auch unglaublich wütend. Wie sehr ich dieses Mädchen verabscheute! Sie hatte mir alles genommen, alles. Den letzten Funken Hoffnung glücklich zu sein. Sie hatte alles zerstört. Ich hatte nicht schlecht lust, wenn ich sie das nächste Mal sehen würde irgendwie einen Weg zu finden einen Pflog in ihr Herz zu transportieren. Das war eigentlich auch meine Intention beim ersten Mal gewesen. Aber das war ja leider nach hinten losgegangen. Was war dann mit dem Heilmittel passiert, was ich Elijah gegeben hatte? Vermutlich hatte Silas es irgendwie in die Finger bekommen. Pf. Silas. Der hatte jetzt hoffentlich was er wollte, und ich steckte in diesem Stadium fest. Ich wollte wieder zurück zu meinem alten Leben. Ich wollte mein Vampirleben zurück. Ich wollte, dass dieser schreckliche Alptraum endlich vorbei war. Ich knurrte leise. Wie war ich in diese ganze Sache eigentlich reingeraten. Ich wusste es nicht mehr genau. Die Sache mit Nadia fand ich nach weiterem Nachdenken gar nicht mehr so gut. Natürlich, vielleicht war es der Gedanke gewesen, endlich meine Tochter gefunden hatte, aber jetzt wo ich genug Zeit hatte darüber nachzudenken kam mir diese ganze Sache nicht mehr ganz so logisch vor. Sie hätte ein Kind haben müssen, sonst würde Littl' Miss Perfect Gilbert nicht existieren. Außerdem: Woher hätte sie wissen sollen, dass sie nicht bei ihren richtigen Eltern aufgewachsen war? Oder warum sollte sie 'Petrova' heißen? Niemand wusste damals wer sie war. Natürlich wusste ich nicht, wo mein Vater sie abgegeben hatte, aber ich war mir sicher, dass ihn niemand dabei gesehen hatte. Keiner sollte es ja wissen, weswegen ich die meiste Zeit der Schwangerschaft auch im Haus verbringen musste. Aber die größte Frage und das größte Mysterium was sich mir stellt ist: Wie und Warum ist sie zu einem Vampir geworden? Fragen über Fragen und ihre Glaubwürdigkeit sank und sank mit jedem Gedanke der durch meinen Kopf flog. Ich ertappte mich, dass ich ihr gar nicht mehr glaubte. Ich schüttelte schnaubend den Kopf. Wie konnte es sein, dass ich auf diese Masche wahrscheinlich wirklich reingefallen war? Menschlichkeit. Ich hasste sie. Ich hasste diesen Zustand, auch wenn er seine kleinen Vorteile hatte: Ich konnte hingehen wohin ich wollte, ich musste mir keine Sorgen mehr um das Sonnenlicht machen, und ich konnte eigentlich alles zu mir nehmen was ich wollte. Mit diesem Gedanken erreichte ich das Zimmer. Ich öffnete die Holztür und betrat das Zimmer. Gleich darauf schloss ich diese wieder und Caroline schien sich grade fertig umgezogen zu haben.
"Ich würde sagen: Das war ein erfolgreicher Tag" grinste ich zufrieden und schmiss mich aufs Bett. Ich brauchte unbedingt andere Klamotten. Die kleine Gilbert hatte einfach keinen guten Geschmack was Klamotten anging.

"Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt?" wollte Caroline wissen und lehnte sich gegen die Wand. Ich setzte mich ein bisschen auf. Ihr seltsam trauriger Blick war mir nicht entgangen. Nicht, dass es mich interessieren würde, aber ich hatte eh nicht besseres zu tun. Und ich konnte ja wenigstens versuchen mich irgendwie mit ihr zu arrangieren. Wer weiß wie lange wir noch auf einander hocken würden? "Ich war bei Wie-Hieß-Er-Noch-Gleich-Creepy-Professor-Guy? Er muss da was für mich erledigen." erklärte ich und strich eine meiner Locken zur Seite. Ich musterte Caroline von oben bis unten. Selbst ihre Schlafklamotten hatten einen besseren Stil als die Alltagsklamotten von der kleinen Gilbert. Ich rümpfte einmal die Nase. Ich verstand bis heute nicht, was man an ihr so toll finden konnte. Ich war trotzdem die hübschere von uns beiden, auch wenn wir uns eigentlich sehr ähnlich sahen. Carolines nächsten Worte rissen mich aus den Gedanken "Sag mal, hier ganz in der Nähe ist ein Shopping Center, ich hab das Gefühl du könntest ein paar neue Klamotten gebrauchen?" Skeptisch beäugte sie mich. "Oh ja! Das Zeug ist schrecklich. Elena hat wirklich einen miesen Geschmack was Kleidung angeht." meinte ich genervt und stand dann vom Bett auf. Wo war nur diese doofe Tasche? Ich blickte mich im Zimmer um, fand sie dann endlich und kramte ein paar Schlafsachen raus. Zum Glück hatte ich noch irgendwo vernünftige Sachen auftreiben können, sodass ich mich sogleich meiner alten Klamotten entledigte und mir ein kurzes spitzen Nachthemd überzog. Ein wenig geschockt blickte mich Caroline danach an. "Was?!" wollte ich schneidend wissen. "Nichts, was du nicht auch schon bei Elena gesehen hast. Also bitte" meinte ich schnaubend und spieh Elenas Namen beinahe aus. Auch Caroline musste es bemerkt haben, sagte aber jedoch nichts dazu. Ich schob meine Tasche zurück in die Ecke in der ich sie eben gefunden hatte und ließ mich anschließend wieder aufs Bett gleiten.
"Du hast eben so... Traurig ausgesehen. Was ist los?" wollte ich wissen und beäugte Caroline mit einem prüfenden Blick. "Nicht, dass es mich interessieren würde. Aber mir ist langweilig und du siehst so aus, als würde dir etwas auf dem Herzen liegen" versuchte ich möglichst desinteressiert zu sagen während ich sie weiterhin prüfend musterte.

"Na ja..was los ist? Das kann ich dir sagen...eine meiner besten Freundinnen ist tot...mein bester Freund hat seine Erinnerungen verloren und...mein Freund hat sich von mir getrennt und das einzig und alleine, weil er seine Rache über unsere Liebe gestellt hat...aber hey ich könnte mir von dir das gleiche Verhalten vorstellen, also spar dir dein Kommentar am besten direkt dazu!" Ich schluckte kurz, meine Gedanken drifteten kurz zu Elijah, aber Elena hatte ja alles kaputt gemacht. Meine Wut auf sie stieg ins unermessliche, trotzdem versuchte ich mein Bestes um dies grade zu verbergen. Viele würde es wahrscheinlich nicht glauben, aber am Ende war meine Intention bei unserem letzten aufeinander Treffen nicht nur gewesen, dass er mir helfen würde meine Freiheit zu bekommen. Ich hatte es satt immer auf der Flucht zu sein und auch schon damals hatte ich ihn sehr gerne gehabt. Ich hatte wirklich geglaubt irgendwie... glücklich werden zu dürfen, doch Miss Pefect meinte natürlich das mit Jeremy erzählen zu müssen. ich wusste, was Elijah davon hielt. Schon bevor die kleine Gilbert meinte es rausposaunen zu müssen. Ich hatte vorgehabt ihm irgendwann davon zu erzählen, aber erst dann, wenn ich mir wirklich sicher sein konnte, dass er mich nicht verlassen würde. Ich hatte ihn nicht angelogen, nur Elena hat ihn dazu gebracht mir nicht mehr zu glauben. Schnell schüttelte ich den Kopf. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sich eine Träne aus meinem Auge gestohlen hatte. Energisch wischte ich diese mit meinem Handrücken weg. Wie gut, dass das Licht aus war, doch Caroline hatte gute Augen, jedoch hoffte ich trotzdem sie hatte nichts bemerkt. Kopschüttelnd schob ich meine Gedanken beiseite und überlegte, was ich ihr antworten könnte. Ich war nie gut darin gewesen irgendwen zu trösten. Ich hatte ja nie jemanden gehabt.
"Es wird dich vielleicht wundern, aber ich bin nicht immer so eine Bitch. Ich hab sogar Gefühle, wenn ich will." begann ich. Sie hatte doch was mit diesem Werwolfsjungen... Wie hieß er noch gleich? Tyler? Genau. Tyler oder so ähnlich. Klaus' erster, erfolgreicher Hybrid. Doof nur, dass Klaus was an der Blondine lag, mit der ich mir grade ein Zimmer teilte. Ich hatte meine Augen und Ohren überall. Natürlich wusste ich, was in der Zeit passiert war in der ich nicht in Mystik Falls war. Bis auf das mit der Sache mit... Stefan? Moment. Stefan hatte keine Erinnerungen mehr?!
"Du warst mit dem Wolfjungen zusammen, richtig? Tyler oder so ähnlich. Jedenfalls. Ich weiß nicht ob du ihn wirklich geliebt hast, aber nach deiner Reaktion zu urteilen schon, aber vielleicht war er es einfach nicht wert. Es tut immer weh, wenn der den du liebst sich gegen dich entscheidet obwohl du alles getan hast, dass er keine Zweifel an dir hat und bei dir bleibt. Vielleicht solltest du einfach aufwachen, aus den Traum der ewigen Liebe da sie einen im Endeffekt immer verlassen würden. 'Love is a Vampires greatest weakness'. Eigentlich hätten wir daraus lernen sollen." murmelte ich und starrte einfach gerade aus. Sie musste meinen abwesenden Blick bemerkt haben, doch ich schenkte dem keine Beachtung. Sofort schnitt ich das nächste Thema an. "Wie hat er seine Erinnerungen verloren?" wollte ich als nächstes wissen.

Ich hörte ihrer Antwort zu. Ich hätte gerne das Gegenteil behauptet, aber so war ich nicht und außerdem wusste ich es nicht besser. Eine weile lang war es ruhig im Raum und ich genoss die Stille. Wenn ich ehrlich war, war ich ziemlich müde. Doofe Menschlichkeit. Nicht, dass es schon genügen würde, dass ich ständig immer irgendwas festes essen müsste, nein. Ich war auch noch super schnell erschöpft und stark war ich auch nicht mehr. Ich war schwaches Geschöpf auf Erden welches mit den Nebenwirkungen des Heilmittels leben musste. Ich hoffte, der Creepy-Professor würde rausfinden was mit mir los war und vor allem: Wie man es stoppen konnte.
Das Piepsen von Carolines Handy ließ mich zusammenzucken. Es durchschnitt die Stille wie ein Messer und ließ mich sofort wieder wach werden. Ich hatte gar nicht gemerkt wie ich immer träger geworden war und wie tief ich in meinen Gedanken versunken war, bis Caroline mit ihrer typischen quitschiegen aufgedrehten Art rief "OH MEIN GOTT!" und im nächsten Moment aufgeregt aufsprang. Sofort stand sie an ihrem Schrank und zog sich schnell irgendwelche Alltagsklamotten aus den Fächern. "Aufstehen Katherine, wir fahren nach Mystic Falls!" rief sich voller Enthusiasmus und ich fragte mich, wo sie den um diese Uhrzeit hernahm. Dieses Mädchen war manchmal wie ein Flummi. "Was?!" wollte ich verwirrt und verständnislos wissen. ich wollte schlafen. Hatte sie etwas schon wieder vergessen WER von uns beiden kein Vampir mehr war? Sie erklärte mir, dass Damon wohl einen Weg gefunden hatte Witchy zurückzubekommen. Dafür brauchten sie Doppelgängerblut. Na super. Ich konnte eh nichts machen - entweder ich kam freiwillig mit oder sie würde mich auf eine weniger sanfte Art und Weise dazu bringen mitzukommen. Na super. Aus dieser Nummer kam ich wohl nicht mehr raus. Voller Adrenalin beobachtete mich Caroline wie ich langsam aufstand und zu meiner Tasche ging. Das war ja nicht zum Aushalten! Jetzt konnte man sich nicht mal in Ruhe wieder umziehen ohne den drängenden Blick einer hibbeligen Blondine im Rücken zu haben. Ein mürrischer Laut entfloh meiner Kehle als ich eher trotzig irgendwelche Klamotten auf das Bett schmiss und mich schließlich und endlich umzog und Richtung Tür lief. Ich konnte Carolines zufriedenes Grinsen förmlich spüren, deswegen blieb ich kurz stehen und schenkte ihr einen Stechenden Blick. "Das eben ist niemals passiert, okay? Wehe davon erfährt jemand etwas!" zischte ich und setzte dann meinen Weg zu ihrem Auto fort. Caroline schloss den Wagen auf, stieg ein und ich tat es ihr gleich. Dann mal auf zum Salvatore Anwesend. Jetzt mussten sie nur noch aufpassen, dass ich nicht irgendeinen Weg fand einen Pflog in Elenas Herz zu transportieren. Aber Elena ist ja super wichtig. Da waren mir die redfreudige Blondine und die dunkelhaarige -wohl noch tote Hexe- eindeutig lieber. Sie waren nicht so falsch wie Elena. Irgendwie musste ich während der Fahrt eingeschlafen sein, denn als ich wieder aufwachte befanden wir uns auf der Hauptstraße und passierten grade das Ortsschild "Mystik Falls" nur um ein paar Straßen weiter auf den Parkplatz des Salvatore Anwesens zu fahren. Ich gähnte einmal herzhaft und war froh, dass ich mich nicht mehr ganz an meinen Traum erinnerte. Wenigstens etwas.

---> Salvatore Anwesen/ Vor dem Anwesen